Ortsgründung
Mittelpunkt und Hauptort der alten Siedlungsgemeinschaft im Dautphetal ist der Ort Dautphe. Für die
Bedeutung des Ortes spricht auch die frühe geschichtliche Erwähnung, während die umliegenden
Gemeinden erst nach dem Jahre 1200 genannt wurden. Als eine wichtige Quelle, die eine ungefähre
Zeitstellung für die Ortsgründung von Dautphe zulässt, gilt zunächst der Name „Dautphe“ selbst.
Wilhelm Arnold, der in seinem Werk über die Ansiedlungen und Wanderungen Deutscher Stämme
( Marburg 1881 ) die Ortsgründungen in drei Zeitabschnitte einteilt, rechnet Dautphe zu einer der
ältesten Ortsansiedlungen der vorfränkischen Zeit im Hinterland.
Ein weiterer Anhalt für die zeitliche Anordnung des Ortes Dautphe ist uns durch die Verbindung mit der
überragenden Gestalt des Apostels Bonifatius ( 672 bis 754 ) gegeben, der die Hessen zum Christentum
bekehrt und sie in die fränkische Reichskirche einbezieht. Nach einer aus der Zeit von 1770 bis 1790
stammenden Überlieferung predigten und verbreiteten Schüler des Bonifatius, die er in Amöneburg
ausgebildet hatte, nach 724 von Dautphe aus das Evangelium im Perfgau. Dautphe gehört damit zu den
wenigen Orten des Hinterlandes, die als alte Urpfarreien und Mittelpunkte der Heidenmissionierung
anzusehen sind.
Der Name Dautphe geht aber erst 791 durch die Nennung im „Codex Laureshamensis Traditionum et
Chronikon Laureshamense III Nr. 3585“ in die Geschichte ein.
Ein reicher Grundbesitzer mit Namen Rutwin und seine Gattin Landrada schenken am 11. Juni 791 dem
Reichskloster und der späteren Fürstabtei Lorsch ihren Besitz, der im Pago ( Provincia ) Hessen in Dudafhero
Marca ( in der Mark Dautphe ) liegt.
Nach Glöckners Hubenliste des 9. Jahrhunderts umfasste der Besitz in Dautphe zwei Höfe und 15
Tagewerke an Land und eine Waldmark. Diese Schenkung gehört mit zu den vielen Zuwendungen, die das
Kloster annimmt, nachdem Karl der Große es aus der geistlichen Gewalt des Mainzer Erzstifts gelöst und
unter seinen persönlichen Schutz gestellt hat.
Auch danach wächst der Besitz des Klosters weiter an, er liegt aber so weit verstreut, dass eine zentrale
Verwaltung nicht möglich ist. Die gesamten Ländereien werden deshalb in zwölf Hauptlehen aufgeteilt,
die jeweils in hundert kleinere Lehen zerlegt sind.
Der Fürstabt von Lorsch konnte somit auf das stolze Gefolge von 1200 Lehnsmannen blicken, die der
Bedeutung der Abtei den würdigen äußeren Rahmen gaben.
Der Text der Urkunde lautet : Allgemeine Überschrift : Pagus Hessen.
Am linken Rand steht : Kar(olus) r(ex).
Darunter steht : Richb(odo) a(bbas).
Als spezielle Überschrift sind die letzten drei Worte der ersten Zeile anzusprechen und aufzulösen :
Donatio Rutuuini Helitorf.
Der eigentliche Text lautet :
Christi nomine die III idus inuii anno XXIII Karoli regis ego Rutunnin et coniux mea Landrada
donamus ad Sanctum Nazarium martirem, qui requiescat in corpore in monasterio Laurishamensi, ubi
venerabilis Richbodo abbas preesse videtur, in pago Hessen in Dudafhero marca et in Helitorph quidquid habere
videmur et mancipia VII stipulatione subnixa. Actum in monasterio Laurishamensi (tempore) Q(uo) s(upra).
Die Übertragung des Textes lautet :
Die Schenkung Rutwins in Helidorf. Im Namen Christi am 11. Juni des 23. Jahres König Karls ( 791 ) habe ich und
meine Gattin Landrada geschenkt dem heiligen Märtyrer Nazarius, dessen Körper im Kloster Lorsch ruht, dem der
verehrungswürdige Richbodo als Abt vorsteht, im Gau Hessen in der Mark Dautphe und in Helitorf das, was wir
dort haben und 7 Mancipien gemäß geschlossenen Vertrages. Geschehen im Kloster Lorsch zur Zeit wie oben steht.
( Der Text wurde entnommen aus dem Buch „ Dautphe: Herz einer geschichtlichen Kulturlandschaft “ von Karl Huth )
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